Vorwort zu den Quellen
Die Ortsgeschichte Cappels ist bisher in zahlreichen kleineren Aufsätzen in orts- und landeskundlichen Zeitschriften berührt worden oder hat eine Darstellung innerhalb der lippischen Landesgeschichtsschreibung oder der Lippstädter Stadtgeschichtsschreibung gefunden. Eine Zusammenfassung der bisher an vielen Stellen erschienenen Einzelhinweise fehlte bisher wie für viele vergleichbare Orte. Größere Beachtung als das Dorf Cappel hat bislang das Stift Cappel erfahren. Daneben traten bislang die Geschichte des Dorfes, der Kirchengemeinden, der Schule und des seit dem 19. Jahrhundert wirksamen Vereinswesens in den Hintergrund. Es ist daher verdienstvoll, daß gerade der Cappeler Schützenverein von 1837 es sich zur Aufgabe gemacht hat, im Rahmen seines 150jährigen Jubiläums 1987 eine kleine Geschichte von Cappel in Einzelbeiträgen aus der Hand mehrerer Autoren zusammenstellen zu lassen.
Die Geschichte eines Dorfes oder einer ländlichen Gemeinde wie Cappel verdient diese Erforschung aufgrund des reichlich vorhandenen, an den verschiedensten Orten aufzuspürenden archivischen Quellenmaterials. Daß die Autoren mit Ausnahme des Mittelalterarchäologen Dr. Manfred Schneider, Münster, historische Laien sind, macht diese Zusammenstellung von Beiträgen zur Ortsgeschichte umso interessanter, insoweit sie zeigt, daß die Ortsgeschichte auch aus dem Ort heraus geschrieben werden kann.
Die Beiträge beginnen mit einer Darstellung des Stifts Cappel. Dr. Manfred Schneider faßt hier die Ergebnisse seiner 1985 von der Universität Münster angenommenen Dissertation zusammen, die 1987 in der Reihe"Denkmalpflege und Forschungen in Westfalen" vom Landschaftsverband Westfalen-Lippe herausgegeben wird.
In seinem Beitrag über die Geschichte des Dorfes und seiner Einwohner begibt sich Helmut Lemke erstmals auf das bisher kaum behandelte Gebiet der Dorfgeschichte seit dem 16. Jahrhundert.
Darstellungen der evangelischen Kirchengemeinde seit der Reformation und der neuen katholischen Pfarrei Cappel seit 1854 sowie die Geschichte des Cappeler Schützenvereins e.V. von 1837 von Eugen Teigeler und Helmut Lemke folgen Darstellungen über das Cappeler Schulwesen seit dem 19. Jahrhundert von Albert Schröer und über die freiwillige Feuerwehr seit 1861 (Helmut Lemke).
Diese in Vielem neue Schrift darf auch den Anspruch erheben, Anregungen für weitere Arbeiten zu geben.
Mit Blick auf das vorhandene Quellenmaterial sei darauf hingewiesen, daß eine Vielzahl von Quellen zur Cappeler Ortsgeschichte in den Beständen der Staatsarchive Detmold und Münster und im Stadtarchiv Lippstadt vorhanden ist. In Detmold liegen folgende Archivbestände (in Auswahl): L 70 Kirchspiele (Kirchspiel Cappel 1604-1787), L 110 A Stift Cappel, L 89 B Freigerichte, L 77 A Regierung, allgemeine und innere Verwaltung (Stift Cappel 1560,1784-1889; Amt Lipperode 1752-1886), L 80 1 b D Ablösungskommission 1838-1922, L 1 Amt Lipperode und Stadt Lippstadt 1207-1784, L 35 Amt Lipperode und Stift Cappel 1312-1800, L 108 Amt Lipperode 1644-1904; L 92 H Rentkammer, Kornund Naturalregister (Amt Lipperode 1594-1615), L 92 K Malvieh-, Geflügel- und Eierabgaben (Amt Lipperode 1819-1885), L 92 N Gewerbeabgaben, L 92 S Wege- und Wasserbau, L 92 T 1 Kolonate, L 92 WAblösungen (Amt Lipperode-Cappel 1849-1933), L 92 Z Kammer- und Amtsrechnungen, L 101 C Salbücher, Katasterbücher, L 91 C Hypothekenund Depositenbücher.
Im Staatsarchiv Münster liegen u. a. Akten der Propstei Eikeloh (Propstei des Stiftes Cappel) im Bestand A 325.
Das Stadtarchiv Lippstadt verwahrt weiterhin eine Vielzahl von Akten und Einzelbetreffen über das Verhältnis zwischen der alten Stadt Lippstadt und dem ehemals vor ihren Toren liegenden Dorf, der späteren Gemeinde bzw. des heutigen Stadtteils Cappel. Darunter sind Grenzbegehungen und Grenzstreitigkeiten, die protokolliert oder in Form von Schriftwechseln erhalten sind, aber auch die Protokolle der Gemeindevertretung ab 1900. Für die Cappeler Ortsgeschichte sind alle genannten Archivbestände, von denen bisher die einen mehr die anderen weniger herangezogen wurden, noch mit erheblichem Gewinn auszuwerten. Die ersten Ergebnisse der Suche sind in diesem Heft des Cappeler Schützenvereins zusammengestellt. Weitere Anstrengungen mögen dem in den kommenden Jahren folgen.
Dr. Hartwig Walberg
Leiter des Stadtarchivs Lippstadt
Publiziert am: Montag, 18. August 2008 (44658 mal gelesen)
Copyright © by Cappeler Schuetzenverein